Die meisten Gespräche im Ayurveda drehen sich um die Verdauung. Das war auch meine Erfahrung bei meiner ersten Kur in Kerala. Jeden Morgen wurde ich als Erstes von dem Assistenzarzt freundlich gefragt: „Bowel movement okay?“
Auch beim Essen drehte sich das Gespräch hauptsächlich um dieses eine Thema, wer wann, wie oft und mit welchem Ergebnis am Purgation Day (Ausleitungstag) beschäftigt war. Bis dato hatte ich mich noch nie so viel mit meiner Verdauung beschäftigt.
„DU BIST, WAS DU VERDAUST“
Ayurvedisches Sprichwort
Schon zuvor war mir klar, dass die ayurvedische Ernährung sich nicht nur auf die konsumierten Lebensmittelbeschränkt. Meine vielen Rückfragen bei Dr. Manu, dem ärztlichen Leiter im Kadaltheeram, hat mich zu folgenden Erkenntnissen gebracht:
- Ayurveda hat einen viel breiteren Ansatz! Es geht nicht nur darum, was wir essen, sondern auch, wie wir essen.
- Unsere eigene Energie und Geisteshaltung, mit der wir uns zum Essen hinsetzen, beeinflusst das Ergebnis erheblich.
- Bei jeder Nahrungsaufnahme sollte unser Herz und unsere Präsenz dabei sein.
Klingt schön, oder?
Um diesen ganzheitlichen Ansatz zu verstehen, muss ich mit euch aber in einige Schlüsselkonzepte des Ayurveda eintauchen, beginnend mit der Rolle des Verdauungsfeuers.
Das Feuer im Inneren schüren, Verdauungsfeuer oder Agni, findet besondere Beachtung. Agni ist Sanskrit für „Feuer“ und wird als die Quelle des Bewusstseins, der Ernährung und der Intelligenz angesehen. Agni steuert unzählige physiologische Prozesse, einschließlich der Verdauung, Absorption und Assimilation von Nahrung.
Wie erkenne ich, ob ich ein schwaches Agni habe?
Ganz einfach! Stell dir diese sieben Fragen:
- Hast du oft keine Energie?
- Frierst du schnell?
- Hast du oft Blähungen oder Verstopfung?
- Hast du eine unregelmäßige Verdauung?
- Schläfst du häufig schlecht?
- Und fühlst dich morgens nicht ausgeruht?
- Hat deine Zunge einen weißlichen Belag?
Das mit dem Belag liegt an dem Ama. Ama ist das unverdaute Material, das sich in eurem Körper angesammelt hat. Je schwächer dein Verdauungsfeuer ist, umso mehr Ama lagert sich ab.
Um euch die Erklärungen, Informationen und Tipps von Dr. Manu aufzuzählen, müsste ich ein Buch schreiben. Es gibt 13 verschiedene Arten von Agni! Aus eigener Erfahrung weiß ich: Je mehr ich tun sollte, desto weniger setze ich um. Also – hier nur die einfachen und leicht durchführbaren Tipps.
Einfache und praktische Tipps!
- Nach dem Aufstehen ein Glas heißes Wasser trinken.
- Positive Einstellung zum Essen haben, für schöne Atmosphäre sorgen.
- Gründlich kauen, um Agni etwas Arbeit abzunehmen.
- Mit hochwertigen Fetten kochen – am besten Ghee.
- Warm essen und warm trinken
- Würze dein Essen mit schwarzer Pfeffer, Chili und Zimt
- Keine Zwischenmahlzeiten – längere Pausen
- Kleinere Portionen
Was auch noch eine wichtige Rolle spielt, ist die Kombination in der ihr Lebensmittel zu euch nehmt. Diese Tipps von Dr. Manu fand ich sehr erstaunlich und auch schwer umsetzbar. In meiner Kindheit gab es immer frisches Obst mit Joghurt zum Nachtisch, meinen Kindern habe ich fleißig Äpfel in ihr Müsli geschnippelt und das ganze mit Kuhmilch übergossen.
Vier schlechte Lebensmittel-Kombinationen:
- Rohes Obst mit Milch
- Rohes Obst mit Getreide
- Rohes Obst und rohes Gemüse
- Milchprodukte mit Fleisch oder Fisch
Diese Nahrungsmittel können ebenfalls nicht optimal gleichzeitig verdaut werden, es entstehen Gärungs- und Fäulnisprozesse und so entsteht Ama. Ich nehme jetzt einfach gedünstetes Obst und Mandelmilch in mein Müsli.
Falls ihr euch interessiert, welche Gewürze euer Agni in Schwung bringen, lest euch doch mal die Blog-Artikel von Dr. Smitha durch.
Meiner Meinung nach der beste Start nach einer Panchakarma-Kur. Ihr entlastet euer Verdauungssystem komplett. Nach einer Kur kann ich mich ziemlich lange an die ayurvedische Ernährung halten. Irgend fühlt es sich besser sonst so an als würde ich etwas sauberes wieder absichtlich verschmutzen. Irgend passiert es aber dann doch…. heißt aber auch, ich muss dann unbedingt wieder nach Kerala fliegen oder einfach wieder mal zu Dr. Josef nach Bad Bocklet.